H. Haumann: Acht Jahrhunderte Juden in Basel

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Titel
Acht Jahrhunderte Juden in Basel. 200 Jahre Israelitische Gemeinde Basel


Herausgeber
Haumann, Heiko
Erschienen
Basel 2005: Schwabe Verlag
Anzahl Seiten
313 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Erik Petry, Institut für Jüdische Studien, Universität Basel

Das vorliegende Buch macht es sich zur Aufgabe, nicht nur eine Beschreibung der acht Jahrhunderte jüdischen Lebens in Basel zu liefern, sondern auch die Kontinuitäten und Widersprüche, die Traditionen und Brüche aufzuzeigen. «Jubiläumsbücher » neigen leicht dazu, in eine apologetisch-deskriptive Darstellung der Chronologie zu verfallen. Sie machen dann denen Freude, die sich selbst, ihnen bekannte Personen oder ihnen vertraute Ereignisse darin finden, sind aber für ein allgemeines Publikum von nur geringem Wert. Hiervon hebt sich die vorliegende Publikation gleich in mehreren Bereichen wohltuend ab: Die Autoren und Autorinnen der einzelnen Beiträge sind ausgewiesene Spezialisten auf ihrem Fachgebiet, und die Aufteilung in Überblicksaufsätze und einzelne Fallstudien («Schlaglichter») muss als sehr gelungen bezeichnet werden, gestattet dies doch, neben dem generellen Blick, auch eine sehr vertiefte Einsicht in die Geschichte der Juden und Jüdinnen in Basel. Ein dritter Punkt sind die im Anhang beigefügten 49 Quellentexte, die sich auf die Artikel beziehen und auf die an entsprechender Stelle im Text hingewiesen wird.

Das Grundgerüst des Buches bilden vier ausführliche Artikel: Werner Meyers fundierter Überblick über die Geschichte der Juden in Basel von 1200 bis 1800, Heiko Haumanns erhellende Darstellung der Geschichte des 19. Jahrhunderts, Hermann Wichers eindrückliche Beschreibung der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und Simon Erlangers Resümee über die «ungebrochene Kontinuität» der Israelitischen Gemeinde seit 1945.

Dazwischen verlassen kürzere Artikel das Metanarrativ und demonstrieren exemplarisch Entwicklungen, die die jüdische Gemeinschaft in Basel geprägt haben. So analysiert z.B. Susanne Bennewitz detailliert eine für das Verständnis des jüdischen Lebens in der Rheinstadt wichtige Episode aus dem Jahre 1815, als Basel im Zuge der Napoleonischen Kriege unter Kanonenbeschuss geriet, und Patrick Kury bietet einen Schnitt durch die Zeit um 1900, die für das jüdische Basel von drei wichtigen Themen bestimmt war, der Zuwanderung der Ostjuden, den Zionistenkongressen und einem Antisemitismus, der sich aus dem populistischen Schüren der «Überfremdungsangst» erklärt. Schliesslich beleuchten die zwei- bis fünfseitigen «Schlaglichter» so unterschiedliche Bereiche wie das jüdische Leben in der Region Basel, die archäologischen Ausgrabungen am ersten Basler Judenfriedhof, das religiöse Leben und den Antisemitismus. Noemi Sibold beschreibt ein Flüchtlingsschicksal aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, das jüdische Lehrerseminar, stellvertretend für die Bildungseinrichtungen der Gemeinde, wird dargestellt und der Frage nachgegangen, wie sich Jüdinnen und Juden in der Politik Basels eingebracht haben.

Die sorgfältige Herausgeberschaft macht aus diesem Buch eine sehr dichte Darstellung, die nicht nur der interessierten Öffentlichkeit einen Einblick gewährt. Der Aufbau ermöglicht es auch, einzelne Artikel und Quellen in Schulunterricht, Studium oder Erwachsenenbildung einzusetzen.

Zitierweise:
Erik Petry: Rezension zu: Heiko Haumann (Hg.): Acht Jahrhunderte Juden in Basel. 200 Jahre Israelitische Gemeinde Basel. Basel, Schwabe Verlag, 2005. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 3, 2005, S. 356-357.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 3, 2005, S. 356-357.

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